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17.03.2025 - Brachenbeseitigung Karl-Wagner-Straße 7

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Ehemaliges Färbereigebäude der Lehmann`schen Wollwarenfabrik wird abgerissen.

Ein schlimmer Anblick in der Ortslage Böhrigen wird beseitigt. Das Dach ist im mehrgeschossigen Gebäude durch alle Etagen bis zum Erdgeschoss durchgebrochen. Einen kleinen Eindruck von den Schäden und von den Abrissmaßnahmen vermitteln diese aktuellen Aufnahmen in der Bildergalerie.

Dieses Grundstück und Gebäude ist in Böhrigen als sogenannte „Farbe“ bekannt und ist eines der geschichtsträchtigsten Gebäude im Ort, dessen historische Entwicklung der aus Böhrigen stammende Historiker Eberhard Keil in seinen Büchern über seinen Heimatort ausführlich beschrieben hat. Ursprünglich wurde es 1849 als Nachfolger des ersten Färbereigebäudes der expandierenden Lehmann’schen Wollwarenfabrik errichtet und nach einem Brand am 16. Juni 1870 durch Aufstockung nochmals erweitert, wobei in den oberen Stockwerken Räume für Arbeiterinnen entstanden. Im Jahr 1914 erwarb das Grundstück die jüdisch-liberale Unternehmerfamilie Sachs aus Chemnitz und baute es zu einem reinen Mädchenwohnheim um, weil inzwischen eine moderne „Dampffärberei“ hinter der „Farbe“ deren Aufgabe übernommen hatte. Hier wurden vor allem junge Arbeiterinnen aus Böhmen angeworben, die im „Sachswerk“, Nachfolger der Lehmann’schen Fabrik und Vorgänger der „Mioba“, beschäftigt wurden. Daraus wuchsen Familien, sodass am Höhepunkt dieser Entwicklung insgesamt 32 Familien mit vermutlich 150 bis 200 Menschen in diesem einen Gebäude lebten, ein Fünftel oder Sechstel der Böhrigener Bevölkerung. Mit der deutschen Wiedervereinigung und dem Wegfall der meisten derartigen Betriebe in unserer Region, schwand auch zunehmend der Bedarf an Wohnraum. So wurde das Gebäude immer mehr freigezogen, wurde zunehmend unwirtschaftlicher, sodass die Eigentümerin Hainichener Wohnungsgesellschaft es letztendlich versteigern ließ. Der neue Eigentümer wurde durch eine Immobiliengesellschaft aus Berlin notariell vertreten und befand sich in Großbritannien. Anfang 2014 wurde das Gebäude wiederum weiterveräußert, wobei der Käufer und neue Eigentümer aus dem Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg kam. Bis dahin war der Verfall des Grundstücks eventuell durch sofortige bauliche Sicherungen noch aufzuhalten, weshalb sich die Gemeinde mit diesem neuen Eigentümer zur Durchführung derartiger Maßnahmen in Verbindung setzte. Letztendlich dauerte es noch bis zum Februar 2021, bis diese Verhandlungen mit einem bis dahin zuständigen Nachlassverwalter zum Abschluss kamen und die Gemeinde Eigentümer der Liegenschaft wurde. Die Bestandsaufnahme ergab, dass durch das eingestürzte Dach und den damit verbundenen dauerhaften Wassereintrag die Bausubstanz nicht mehr wirtschaftlich reparabel und damit keine Wiederbelebung des Objektes möglich ist. 

Nach Sicherung der Finanzierung konnte der Gemeinderat in seiner ersten Sitzung in diesem Jahr über die Vergabe der Abrissleistungen entscheiden. Der Auftrag wurde an die Firma Heidelberg Materials aus Zwickau zum Bruttoangebotspreis von 213.000 Euro vergeben. Ansprechpartner des Baubetriebes für dieses Vor-haben ist Herr Donath-Franke, Telefonnummer 0375/297070. Die Bauüberwachung für den Auftraggeber Gemeinde Striegistal übernimmt das SLG Ingenieurbüro für Umweltschutz und Projektierung GmbH Chemnitz mit Herrn Kaden, Telefonnummer 0371/5620525. Bereits jetzt bitten wir um Verständnis für die mit dem Bauvorhaben einhergehenden vorübergehenden Belastungen und Einschränkungen.